Digitalisierung in der EU – Deutschland weiter im Mittelfeld

Die Europäische Kommission überwacht seit 2014 den Stand der Digitalisierung in den Mitgliedstaaten, dokumentiert deren Fortschritte. Die veröffentlichten Ergebnisse des Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2022 (Digital Economy and Society Index, DESI) zeigen, dass während der Covid-Pandemie die Mitgliedstaaten zwar Fortschritte bei ihren Digitalisierungsanstrengungen gemacht haben, nach wie vor aber Schwierigkeiten haben, die Lücken bei den digitalen Kompetenzen zu schließen sowie den digitalen Wandel von KMU und den Ausbau fortgeschrittener 5G-Netze umzusetzen.

Wie auch im letzten Jahr, befindet sich Deutschland befindet sich auf Platz 13 unter den 27 Mitgliedsstaaten. Der deutsche DESI-Wert beträgt 52,9 und liegt damit etwas über dem EU-Durchschnitt von 52,3. Betrachtet wurden die Kategorien „Humankapital, Konnektivität, Integration der Digitaltechnik“ sowie „digitale öffentliche Dienste“.

Als größte Volkswirtschaft der EU werden die Fortschritte Deutschlands bei der digitalen Transformation in den kommenden Jahren entscheidend sein, damit die EU insgesamt die Ziele der digitalen Dekade erreichen kann.         

Fortschritte werden Deutschland insbesondere im Bereich der Konnektivität bescheinigt. Überdurchschnittlich im EU-Vergleich ist zum Beispiel die Abdeckung mit Festnetz mit sehr hoher Kapazität (VHCN) sowie die 5G-Netzabdeckung. Mit einer Quote von 15,4 % zählt Deutschland im Bereich „Glasfaserabdeckung“ jedoch zu einem der schwächsten Mitgliedsstaaten in der EU. Auch die digitale Kluft zwischen ländlichen und städtischen Gebieten ist weiterhin groß.

Im Bereich Humankapital erzielt Deutschland gemischte Ergebnisse. Bei den Indikatoren „Mindestens grundlegende digitale Kompetenzen“ und „Mindestens grundlegende Kompetenzen bei der Erstellung digitaler Inhalte“ liegt das Niveau leicht unter dem EU-Durchschnitt.

Dagegen rangiert der Anteil der Fachkräfte für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) über dem EU-Durchschnitt.

Finnland, Dänemark, die Niederlande und Schweden haben in der EU nach wie vor die Nase vorn. Dennoch sind auch sie mit Lücken in Schlüsselbereichen konfrontiert – die Verbreitung fortgeschrittener digitaler Technologien wie KI und Big Data liegt nach wie vor unter 30 Prozent und ist damit weit von den angestrebten 75%  (EU-Ziel der digitalen Dekade bis 2030) entfernt.

Weitverbreiteter Fachkräftemangel verlangsamt den Fortschritt insgesamt und führt zu digitaler Ausgrenzung.

EU-Coronamittel für den weiteren Ausbau der Digitalisierungsstrategien

Erhebliche Mittel hat die EU zur Unterstützung des digitalen Wandels bereitgestellt. 127 Mrd. Euro sind für digitale Reformen und Investitionen in den 25 nationalen Aufbau- und Resilienzplänen vorgesehen, die bisher vom Rat gebilligt wurden.

Die Mitgliedstaaten sehen durchschnittlich 26 Prozent ihrer Mittel aus der Aufbau- und Resilienzfazilität (AFR) für den digitalen Wandel vor, was über dem obligatorischen Schwellenwert von 20 Prozent liegt. Österreich, Deutschland, Luxemburg, Irland und Litauen haben sich dafür entschieden, mehr als 30 Prozent ihrer Mittel aus der Aufbau- und Resilienzfazilität in den Bereich Digitales zu investieren.

Detlef-Michael Haarhaus / Tobias Semik

Weiterführende Links:

Der Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) | Gestaltung der digitalen Zukunft Europas

Bundesfinanzministerium – Deut­scher Auf­bau- und Re­si­li­enz­plan (DARP)

Aufbau- und Resilienzfazilität | EU-Kommission (europa.eu)